Industrieprojekt "ECR"

Ungenauigkeit der Lagerbestände im Einzelhandel: Spielt das eine Rolle?

Das Fachgebiet Produktion und Supply Chain Management der TU Darmstadt (Prof. Dr. Christoph Glock) hat gemeinsam mit der Cardiff Business School (Prof. Dr. Aris Syntetos) und der EMLyon Business School (Prof. Dr. Yacine Rekik) sowie dem Branchenverband Efficient Consumer Response (ECR) ein Verbundprojekt abgeschlossen, in dem die Auswirkungen fehlerhafter Bestandsinformationen auf Umsätze im Einzelhandel untersucht wurden.

Das Projekt setzte an der Problemstellung an, dass Bestandsinformationen, die in Warenwirtschaftssystemen im Einzelhandel erfasst sind, in der Praxis oftmals fehlerhaft sind. Frühere Untersuchungen der Projektpartner hatten gezeigt, dass im Einzelhandel oftmals bei mehr als 50% der Artikelpositionen Abweichungen zwischen dem im System erfassten und dem tatsächlich verfügbaren Bestand auftreten. Ist im Bestandsmanagementsystem eine größere Artikelmenge verzeichnet, als in der Filiale tatsächlich verfügbar ist, so können zu späte Bestellungen zu Lieferschwierigkeiten und Umsatzrückgängen führen, während im umgekehrten Fall unnötig hohe Lagerbestände vorgehalten werden müssen.

Das Projekt untersuchte vor diesem Hintergrund, wie eine Korrektur der Bestandsdaten auf Umsätze im Einzelhandel wirkt. Zu diesem Zweck wurden Bestands- und Umsatzdaten bei einer großen Anzahl an Filialen von acht internationalen Einzelhandelsunternehmen gesammelt und statistisch ausgewertet. Bei der Hälfte der teilnehmenden Filialen (der Testgruppe) wurde im Untersuchungszeitraum eine Inventur durchgeführt, um Fehler in den im System verfügbaren Bestandsdaten zu beheben, während bei der zweiten Hälfte (der Kontrollgruppe) keine Inventur durchgeführt wurde. Ein Vergleich beider Gruppen mithilfe statistischer Methoden zeigte, bei ca. 60% der untersuchten Artikelgruppen Abweichungen zwischen dem Systembestand und dem in der Filiale verfügbaren Bestand auftraten. Positive und negative Abweichungen traten in etwa gleich häufig und in einem vergleichbaren Umfang wie negative Bestandsabweichungen auf. Ein Vergleich von Test- und Kontrollgruppe zeigte, dass die zusätzliche Inventur – und mithin die Korrektur der Bestandsdaten – zu einer Steigerung der Verkäufe zwischen 4% und 8% führte. Die Ergebnisse der Studie ermöglichen es Unternehmen, die Auswirkungen von Inventuren auf ihre Umsätze abzuschätzen und erlauben es gleichzeitig auch, Artikelgruppen zu isolieren, bei denen eine Datenkorrektur die größtmögliche Steigerung der Verkaufszahlen verspricht.

Ein ausführlicher Bericht zu diesem Forschungsprojekt kann unter dem folgenden Link kostenfrei heruntergeladen werden:

https://www.ecrloss.com/research/grow-sales-by-improving-inventory-records?from=/research/4